Voller Erwartungen entstiegen wir dem Flugzeug in Fairbanks, wir konnten es noch gar nicht richtig fassen. Morgens um 3:00 Uhr standen wir vor dem Flughafengebäude und die ersten Mücken zwickten uns. Wir, das waren Carsten, Andreas, Fred und ich. Die Aussicht war schon jetzt viel versprechend: Ein bergiges Panorama, die Luft roch nach Waldbrand…Nach einem kurzen Telefonat mit Peter, unserem Outfitter(Ausrüster), erwarteten wir voller Spannung seinen Wagen, der uns wie verabredet vom Flughafen abholte: Zwei seiner Gäste, die dort seit längerer Zeit wohnten und Peter bei kleineren Arbeiten unterstützten, empfingen uns mit einem freundlichen „Hallo“! |
An seiner Hütte angekommen, erwartete uns Peter, ein deutscher Auswanderer,
an seinen beiden Häusern. Per Email hatten wir ihm ein deutsches Getränk
versprochen, Jägermeister, prompt wurde ein Feuer entfacht und Peter
besorgte Bier und Lachsstreifen. Morgens um 3:30 war die Party im Gange!
Es wurden Informationen erfragt über das Land und die Leute, Bären,
den Beaver Creek, der die nächsten 20 Tage unser Weg darstellen sollte,
Waldbrände und und und. Dann bezogen wir unser Haus. Wir waren froh hier zu sein und waren voller Vorfreude auf unsere Kanutour! |
Der nächste Tag. Nieselregen. Wir hatten wunderbar geschlafen, es gab Frühstück im Haupthaus. Dann wurde eingekauft. Fred Meyers war unsere erste Adresse. Ein riesiges Einkaufszentrum, in dem es neben Lebensmitteln alles gab, was man im Busch gebrauchen konnte! Nachdem alles eingekauft worden war, ging’s zurück zu unserem Haus. Mittagszeit! Peters Lebensgefährtin hatte ein leckeres Mahl zubereitet: Elchgulasch mit Maiskolben! Lecker! Der Regen wurde stärker und so langsam kamen in uns die ersten Befürchtungen auf, dass uns das Wetter einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen könnte. Peters Internetseite mit dem Blick aufs Doppler – Radar bestätigte dieses Gefühl. Also hieß es warten. Am nächsten Tag wollten wir los, trotz Regen wollten wir endlich das tun, warum wir in dieses wunderschöne Land gefahren sind. Ein Blick auf das Radar zeigte, dass der Wettergott ein Einsehen mit uns hatte, der Regen in der Region, wo wir starten wollten war 2 Autostunden entfernt, das Wetter dort schien sich zu bessern. Vor dem endgültigen Beladen des Wagens, der uns zum Zielpunkt bringen sollte, wurden die Kanus auf dem Trockenen bepackt, damit wir uns von Mario (ein sehr netter deutscher, der jedes Jahr bei Peter ist) wichtige Tricks und Kniffe hinsichtlich der Gewichtsverteilung und des Verzurrens zeigen lassen konnten. |
Dank Mario wussten wir, wie´s geht!
P.S.: Wir sehen uns :-)
Dann ging’s endlich los. Die Fahrt zum Nome Creek, ein kleiner Fluss der unser Startpunkt darstellte, war schon ein Erlebnis für sich: Goldfelder, Elche und eine beeindruckende Natur! |
Am Startpunkt unserer Kanutour angekommen kam erst einmal die Ernüchterung:
Hochwasser und 6 Grad warme Luft! Gott sei Dank gab es jetzt kein Zurück
mehr! So kam es, dass wir die erste Nacht in der Wildnis unser Lager an
einem Rastplatz aufschlugen. Am Nachmittag des nächsten Tages war der
Wasserstand des Nome Creek schon gewaltig gefallen, so dass das Camp abgebaut,
die Kanus beladen und die Rettungswesten angezogen werden konnten. Nun lagen
endlich 600 Flusskilometer vor uns. Es folgten die ersten Paddelschläge
ins Wasser. Und schon gab es die ersten Schwierigkeiten. Durch das ungewohnte
Gewicht in den Kanus und das Hochwasser, dazu die Untiefen und Strömungen
waren die ersten Kilometer reine Tortur. Die Kanus drehten sich wie sie
wollten. Dazu kamen noch die Sweeper, Bäume, die durch das ständige
unterspülen des Ufers auf der Wasser- oberfläche durch die Strömung
hin und her schlingern und – wenn man diese zu spät sah –
unter den Baum gezogen werden konnte. Doch wir hatten Glück, uns blieb
das kalte Nass erspart. Mit jedem Kilometer wurde die Flussfahrt sicherer
und bald konnte man die Natur in vollen Zügen genießen.
In der dritten Nacht hatten wir ein Erlebnis der besonderen Art: Wolfsgeheul.
So markerschütternd und nah, tiefes grollen, wie man es normalerweise
nur aus Gruselfilmen kennt! Ralf hatte zwar seine Videokamera dabei. Diese
befand sich zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht im Zelt. Er ging hinaus um
wenigstens das Geheul des Wolfes auf Band aufzunehmen, zu sehen war der
Wolf nicht. Die Videokamera war in einer wasserdichten Munitionskiste
verpackt. Beim öffnen der Kiste schlug der Deckel gegen eine Goldwaschpfanne.
Dann plötzlich stille. Dieses leise klappern des Deckels hatte den
Wolf verstummen lassen. Wir spekulierten natürlich über die
Entfernung des Wolfes zu unserem Camp. Mit der Nachtruhe war es auch vorbei.
Auf dem Bild unten entsteht das Camp, auf dem Hügel hinter dem Camp
stand wahrscheinlich der Wolf. |
Im Hintergrund der "Wolsfhügel"
Unser nächstes Camp, an dem wir 2 Tage blieben, war die Borealis-LeFevre Cabin, ein sehr schönes Blockhaus, mit Blick auf die White Mountains, zu denen wir später auch noch fahren werden. Nach der Ankunft an der Cabin setzten wir uns erst einmal ans Wasser, um den warmen Nachmittag zu genießen. Die Cabin selbst liegt etwas höher an einem steilen Hügel. Also mussten wir unsere wasserdichten Packsäcke sowie die Lebensmittel den Hügel hinauftragen, was bei –wie sich nachher herausstellte- 35 Grad als ganz schöne Tortour entpuppte. Nachdem wir es uns in der Hütte gemütlich gemacht hatten, wurde endlich erfolgreich geangelt! Äschen gab es zur genüge, sodass wir unser Abendessen beisammen hatten. Andreas wollte sich um den Fisch kümmern. Das misslang aber ein wenig, das Fett war viel zu heiß auf dem offenen Feuer. Der Fisch verbrannte, schade eigentlich. Als Ersatz gab es dann Mais, 20 Minuten im kochenden Wasser, mit Butter eingeschmiert ein wahrer Genuss!
Fred und ich hatten dann noch ein Erlebnis der besonderen Art: Wir sind
runter zum Ufer, Fred wollte die Bieber filmen, die dort im Wasser ihre
Bahnen zogen. Ich schaute währenddessen mit meinem Feldstecher Flussabwärts
und entdeckte wie in einiger Entfernung ein Elch stromaufwärts am
gegenüberliegenden Ufer auf uns zu trottete. Also baute Fred das
Stativ auf und filmte den Elch. Das Filmen erledigte er ohne Handschuhe,
zwar hatten wir Muskol, ein Mückenschutz in einer kleinen Sprayflasche,
jedoch mussten wir feststellen, dass dieses Muskol die Aufschrift die
auf die Kamera gedruckt worden war, langsam aber sicher auflöste.
Seine linke Hand sah nach der Filmerei aus wie ein aufgeblasener Gummihandschuh,
zerstochen von den Mücken. |
Dann zogen wir schweren Herzens weiter, es gefiel uns hier einfach zu
gut. Und wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, wären wir mit Sicherheit
noch einige Tage länger dort geblieben!
Ein paar Kilometer weiter landeten wir die Kanus in kurzer Entfernung
zu den Ausläufern der White Mountains. Nachdem wir das Lager für
die nächste Nacht aufgestellt hatten, entschlossen wir uns, eine
kleine Exkursion auf den nächsten Berg zu unternehmen. Bevor wir
jedoch den Berg erreichten, führte unser Weg durch unwegsames Gelände,
begleitet vom Summen der überall herumschwirrenden Mücken. |
Weiter ging es am nächsten Tag, bis zu einer scharfen Rechtskurve.
Peter hatte uns in der Vorbesprechung schon vor dieser Stelle gewarnt. Drei
Felsen lagen in der Kurve, sodass man höllisch aufpassen musste. Fred
und Andreas fuhren zuerst in diese Kurve und waren sauber zwischen den Steinen
hindurch gerutscht. Carsten und ich hatten weniger Glück: Durch das
voraus fahrende Kanu war uns die Sicht versperrt, wir sahen die Felsen zu
spät! Mit einem Knirschen und Kratzen schob uns das Wasser uns gegen
die Felsen. Die Geschwindigkeit die wir mit unserem Kanu gemacht hatten
erledigte den Rest: Wir saßen im Kanu und das Kanu lag perfekt ausbalanciert
auf dem Felsen! Leider gibt es von dieser Situation keine Bilder. Zu groß
war die Aufregung. Andreas und Fred waren in der Zwischenzeit ans Ufer gepaddelt
und waren zu Fuß zurückgeeilt um uns irgendwie zu helfen. In
dieser Situation war aber keine Hilfe möglich! Wir überlegten
eine Weile und schoben uns dann mit Erfolg von unserer „Aussichtsplattform“.
Gott sei Dank kenterten wir nicht! Das nächste Camp brachte eine weitere Überraschung mit sich. Der erste Hecht der Tour (40 cm) wurde von Carsten gefangen. Carsten, der noch nie einen Hecht gefangen hatte, war natürlich voller Freude über den Fisch. Nach einigen Videosequenzen setzte Carsten den Fisch wieder zurück. Es sollte nicht sein letzter Hecht sein, wie sich später herausstellte… Für unser Abendessen sorgte Carsten. Nach seinem Hecht angelte er noch eine ganze Menge Äschen. |
Am nächsten Morgen packten wir unsere Siebensachen, mittlerweile
schon reine Routine, und weiter trieb uns die Strömung unserem Ziel
entgegen. Als wir an einer Stelle ankamen, an der der Fluss eine riesige Schleife beschrieb, fanden wir einen Platz, an der man gut Fischen konnte. Wir legten an und Fred versuchte als erster sein Glück. Der erste Auswurf zeigte schon, dass dort Hechte standen. Bugwellen verwirbelten das ansonst stille Wasser. Dann ging es Schlag auf Schlag. Fred fing einen 98er. Während Fred seinen Hecht abhakte, hatte Carsten seinen Blinker eingeworfen. Dem Biss folgte ein Anschlag. Nach dem Drill hatte Carsten einen ein Meter langen Hecht auf die Schuppen gelegt. Wieder war das Abendessen gesichert! Es folgten noch mehrere kleine Hechte und auf in der Innenkurve der Schleife bauten wir unser Nachtlager auf. |
Carsten mit Hecht |
Ralf mit Hecht |
Ein paar Tage später kam dann der Tag, an dem wir den Beaver Creek
verlassen mussten. Schweren Herzens steuerten wir eine Sandbank inmitten
des Beaver an, damit wir noch ein schönes Gruppenfoto von uns schießen
konnten, bevor es in den „Saxon Shortcut“ ging, eine Abkürzung
zum Yukon River.
Nach einigen Fotos paddelten wir dann los. Die Ernüchterung kam nach ca. 700 Metern. Eine auf dem Wasserweg unüberwindbare Barriere baute sich vor uns auf. Wir überlegten, was zu tun sei, ob wir doch zurückpaddeln sollten, oder uns beweisen, dass wir den „Drive“ haben, niemand wusste, was nach dieser Barriere noch auf uns wartete. Es gab keine langen Diskussionen. Die Kanus wurden ausgeladen und eine ca. fünf Meter hohe Böschung hinaufgeschleppt, anschließend die Kanus. Die komplette Ausrüstung musste dann 100 Meter durch den Busch geschleppt werden, damit wir die Barriere hinter uns lassen konnten. Eine ziemliche Tortour bei 35 Grad drückende Hitze, dazu Moskitos und große stechende Fliegen, welch ein Spaß! Die Kanus wurden wieder ins Wasser gelassen und unser Gepäck und die Lebensmittel in den Kanus verstaut. Die Weiterfahrt starteten wir mit einem flauen Gefühl im Magen, denn hinter jeder Kurve konnte sich die nächste Barriere vor uns auftürmen. |
Wir hatten Glück, keine Barrieren, allerdings hatten wir eine andere
Sorge. Wir waren in einem Irrgarten. Ein riesiges Areal, durchzogen mit
Seen, die vom Fisch Creek gespeist wurden war das Problem. Allerdings hatten
wir den ungefähren Weg in der Karte verzeichnet, sodass das Hauptproblem
darin bestand, die richtige Abfahrt zu finden. Einmal falsch abbiegen bedeutete
unweigerlich, dass wir den Weg eventuell die ganze Strecke zurückpaddeln
mussten. Doch wieder einmal war das Glück uns Treu. Wir waren nur einmal
falsch abgebogen. Nach fünf Stunden erreichten wir den Yukon River, beziehungsweise in der Fish Slough, einer riesigen Schleife, die uns später zum Hauptarm führen sollte. Das nächste Lager errichteten wir spät nachts auf einer Insel, völlig ausgelaugt von den Strapazen des Tages, wie Steine fielen wir vor Müdigkeit in die Schlafsäcke. Doch der Kraftakt sollte jetzt erst beginnen. Durch die am Anfang der Tour eingelegte Zwangspause wegen Hochwasser fehlten uns zwei Tage, die wir eigentlich für den Yukon fest eingeplant hatten. Und da es auch noch sehr wenig in der Yukon- Region geregnet hatte, führte der Fluss selbst sehr wenig Wasser. Deshalb war die Strömung, die der Fluss normalerweise hatte nicht gegeben. Jetzt hieß es Keulen. Also legten wir einen Zahn zu. Die anfängliche gute Stimmung war verflogen, die Strapazen zerrten auch an unseren Nerven, Die kalten Nächte verbrachten wir auf dem Fluss, damit wir vorwärts kamen, die Flieger waren gebucht… |
Als nächste Zwischenstation erreichten wir sehnsüchtig ein kleines Indianerdorf, von dem aus wir Peter anrufen wollten, damit er uns am darauf folgenden Tag an der Yukon Bridge abholen konnte. Am Fluss sprachen wir einen Indianer an, der uns sehr freundlich empfing. Er erklärte uns, wo man telefonieren konnte und wo es ein Geschäft gab. Na ja, es war mehr ein Kiosk. Dort kauften wir erst einmal für jeden eine Dose Cola, eine Schachtel Zigaretten und zwei Schokoriegel. Insgesamt kostete uns diese kleine Gaumenfreude 23 Dollar! Das Telefon im Ort konnte nur mit einer Telefonkarte benutzt werden, die besaßen wir nicht und zu kaufen gab es die auch nicht. Doch der Indianer, den wir am Fluss gesprochen hatten, war so nett und ließ uns von seinem Telefon aus telefonieren. Wir bedankten uns und setzten unsere Reise fort. Die Laune wurde besser, dennoch hatten wir die Nase voll vom Yukon. Angelegt wurde nur um eine warme Mahlzeit zu kochen. So trieben wir den letzten Abend auf dem Wasser dem Ziel entgegen. Spät abends erreichten wir die Brücke, froh dort zu sein, jedoch traurig darüber, dass wir dieses Land bald verlassen mussten. So stellten wir an diesem Abend am Fuße der Brücke zum letzten Mal die Zelte auf und machten zum letzten Mal ein Feuer. So saßen wir noch lange da und waren in Gedanken vertieft, wir nahmen uns vor, dass wir nicht das letzte Mal im Land der Träume unseren Urlaub verbringen wollten. |
Die Yukon Bridge
Von links: Carsten, Andreas, Ecki und Ralf
Unser Transportmittel zum Nome Creek
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